Halling Modell eines Strassenbahn-Triebwagen Type H, mit Antrieb, ohne Beschriftung, Epoche III.
In den vielen Jahren der Entwicklung des Wagenparks bei der Wiener Strassenbahn griff man bei Neukonstruktionen immer wieder auf bereits vorhandene Konstruktionsmerkmale zurück.
Die klassische Form des Strassenbahnwagens hatte einen meist geschlossenene Wagenkasten und zwei Plattformen, da die Wagen für beide Fahrtrichtungen verwendbar sein mußten. Noch aus der Zeit der Pferdetramway kam der Brauch, auch bei elektrischen Triebwagen die Plattformen offen zu lassen, da die Verkehrsbehörde der Meinung war, dass eine ungehinderte Sicht für den Fahrer durch eine Fensterscheibe nicht gewährleistet sein könnte.
So entstand in der Anfangszeit des elektrischen Betriebes in Wien (ab 1897) eine große Zahl an Triebwagentypen, deren Plattformen offen ausgeführt waren. Was diese Vorgabe der Behörde für die Strassenbahnfahrer bei Kälte, Regen und Schnee bedeutet haben muß, kann man sich heute kaum mehr vorstellen.
Erst im Jahr 1910 kam ein Umdenken und damit die Möglichkeit, Wagen mit geschlossenen Plattformen zu beschaffen. die ersten derartigen Triebwagen wurden in Jahr 1910 von der Simmeringer Waggonfabrik geliefert. Sie bekamen die Typenbezichnung "H" und die Wagennummer 2151-2280.
Außer den geschlossenen Plattformen hatten die Wagen auch sonst einige Neuerungen gegenüber dem bisher verwendeten Fahrzeugpark. Erstmals wurde die in den Widerständen erzeugte Wärme, die beim Anfahren und Bremsen entsteht, mit unter den Sitzen befindlichen Heizkörper verwertet und durch die relativ hohe Motorleistung (2 Motoren zu je 38 kW = etwa 100 PS) konnten mit dem H-Triebwagen sogar zwei große Beiwagen (Type k1, oder k2) auch auf steigungsreichen Strecken befördert werden.
Da die H-Triebwagen sehr langsam waren, wurden das Übersetzungsverhältnis des Antriebes geändert, wobei diese Wagen der Typenbezeichnung H1 bekamen.
Eine Besonderheit waren sieben H-Triebwagen, die im Weltkrieg nach Düsseldorf abgegeben werden mußten, allerdings wurden sie im Jahr 1948 wieder nach Wien zurückgestellt.
Im laufe der Jahre wurde durch mannigfaltige Umbauten das ursprüngliche Erscheinungsbild vieler H (H1)-Triebwagen stark verändert und im Jahr 1949 wurden auf 11 H-Fahrgestelle neue Wagenkästen in der Art der K-Triebwagen aufgebaut.
Die Triebwagen der Type H(H1) waren bis zum Jahr 1966 im Personenverkehr eingesetzt, einige Wagen fanden danach noch einige Jahre als Hilfstriebwagen Verwendung.
Im Wiener Strassenbahnmuseum sind zwei Triebwagen der Type H(H1) als Museumsstücke vorhanden: der H 2215, der sich nahezu im Originalzustand von 1910 befindet und der H1 2260, der sich im Zustand der Zeit des Weltkrieges mit kriegsverdunkelten Fenstern zeigt.